





Nachlass Karl Jauslin (1842-1904)
Teilsammlung Nachlass Karl Jauslin (1842-1904) Ein ganzer Saal im Ortsmuseum widmet sich dem Werk von Karl Jauslin. Ab 1977 kuratierte die Kunsthistorikerin Hildegard Gantner-Schlee den Nachlass. Sie gestaltete den Jauslin-Saal mehrmals um und publizierte mehrere Schriften über Leben und Werk des Künstlers. 2010 sprach die Muttenzer Gemeindeversammlung einen hohen Kredit zur digitalen Inventarisierung des gesamten Nachlasses und zur anschliessenden Neuausstellung. Die Aufarbeitung übernahm der Historiker Peter Habicht aus Basel. Sein rund 5‘200 Objekte zählendes Inventar ist die Grundlage für die auch im Kulturgüterportal Nordwestschweiz präsentierten Werke. (Objekte mit Kennung KJ in Kulturgüterportal) 2014 wurde die Ausstellung grundlegend neugestaltet. Dabei sind neben der bekannten Historienmalerei die Themenkreise um die Basler Fasnacht, grosse historische Festumzüge mit hunderten von Kostümentwürfen, Veduten sowie Werbeplakate, Buch- und Kalenderillustrationen erweitert worden. Karl Jauslin – Zeuge seiner Zeit Karl Jauslin wurde 1842 in Muttenz geboren und fasste bereits in jungen Jahren den Entschluss Kunstmaler zu werden. Doch schon als 16-Jähriger, nach dem frühen Tod seines Vaters, musste er für seine Familie sorgen. Trotzdem konnte er mit Unterstützung seiner Arbeitgeber und verschiedener Mäzene Ausbildungen an internationalen Kunstschulen absolvieren. Den Lebensunterhalt bestritt er anfangs als Bildreporter für Zeitschriften im In- und Ausland. Seine Auftragsarbeiten als Zeichner und Illustrator verschafften ihm bald einen bescheidenen Wohlstand. Am 25. September 1904 sollte in Liestal das neue Bauernkriegsdenkmal mit einem historischen Festumzug eingeweiht werden und Karl Jauslin, schon im zeitgenössischen Kostüm, sollte die Bauernkriegsfahne vorantragen. Bevor sich der Zug in Bewegung setzte, erlitt er einen Schlaganfall. Er starb drei Wochen später. Einen passenderen Tod hätte es für den Muttenzer Historienmaler und Illustrator kaum geben können. Jauslin war ein grosser Patriot und die heroisierende Sicht des 19. Jahrhunderts auf die Schweizer Geschichte begeisterte ihn. In unzähligen Gemälden und Illustrationen hat er die heldenhaften Taten und Schlachten der Vorväter festgehalten, nicht zuletzt auch in seinem bekanntesten Werk, den „Bildern zur Schweizergeschichte“. Diese prägten das Geschichtsbild mehrerer Generationen von Schulkindern. Der Vermittlung dieses Geschichtsbildes dienten auch die damals beliebten Festspiele und historischen Umzüge. Jauslin entwarf dazu Werbeplakate und Hunderte von Kostümen und Themengruppen. Er dokumentierte die Festzüge in bis 15 Meter langen Leporellos. In ihnen zeigt sich das hervorragende zeichnerische Können, mit dem er sich seinen Lebensunterhalt verdiente: Als Bildreporter für Zeitschriften sowie als Illustrator von Büchern und Volkskalendern fand er weitherum die Anerkennung, die ihm als Kunstmaler stets verwehrt blieb. Heute ist Jauslins Werk vor allem als Zeitzeugnis von Bedeutung. Das späte 19. Jahrhundert war eine unglaublich dynamische Zeit, in der sich die Welt radikal veränderte. Karl Jauslin gehörte gewiss nicht zu den Neuerern; umso mehr vermittelt seine Kunst Einblicke in längst vergangene Lebenswelten. Für diejenigen, die sich für die Basler Fasnacht und ihre Geschichte interessieren, ist das Werk Jauslins ebenfalls eine wahre Fundgrube. Er entwarf für verschiedene Cliquen Kostüme, Larven und Requisiten. Für den Quodlibet, den Vorläufer des heutigen Fasnachtscomités, konzipierte er zwei grosse thematische Züge mit über 200 Teilnehmenden. Die Basler Fasnacht hatte sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts stark verändert. Der exklusive und nur Basler Bürgern vorbehaltene Anlass hatte seine Wurzeln in Militärparaden. Er wurde allmählich zum Volksfest. Migranten durchmischten Bestehendes mit Elementen aus anderen Karnevalstraditionen und die Fasnacht nahm langsam die Form an, die wir heute kennen. Während 20 Jahren dokumentierte Jauslin den Cortège (Fasnachtsumzug) auf Lithographien. Sie wurden nach der Fasnacht als Souvenir verkauft, weshalb grösste Detailtreue gefragt war. Das macht sie zu einer ebenso unterhaltsamen wie wertvollen Quelle. Ausgespielte Sujets zeigen, was Basel und die Welt damals bewegt hat. Bei genauer Betrachtung fallen auch die Unterschiede zur heutigen Fasnacht auf, darunter etwa die wechselweise Benennung als Karneval, Carneval oder Fastnacht und die fehlenden Guggenmusiken. Für die Region Basel haben die Illustrationen Jauslins zur baseldeutschen Erzählung „Bilder aus dem Basler Familienleben“ von Emma Kron einen besonderen Stellenwert. Das Sittenbild aus den Jahren nach der Kantonstrennung 1833 erregte in Basel viel Aufsehen. Es erschien 1867 und schildert das Leben des „Muttenzer Meieli“, welches in die Dienste einer „besseren“ Basler Familie tritt und nach allerlei Irrungen und Wirrungen den Sohn dieser Familie heiratet. 1882 Illustrierte Jauslin auf Bitte eines privaten Gönners die Erzählung mit Federzeichnungen und Aquarellen. Diese Illustrationen wurden 1901 in die Neuauflage des Werkes integriert. 2018 erschien die Muttenzer Schrift 10, Karl Jauslin, verfasst von Peter Habicht. Sie und weitere Schriften zur Geschichte von Muttenz sind erhältlich bei der Einwohnergemeinde Muttenz. Video: Link