







Langnauer Keramik und Keramik in Langnau
Das Regionalmuseum Chüechlihus ist eines der grössten und vielfältigsten Regionalmuseen der Schweiz – nicht zuletzt dank seiner Keramiksammlung, die seit Museumsgründung ein wichtiger Bestandteil ist. Insgesamt betreut das Museum eine hochwertige kulturhistorische Sammlung von regional bis national bedeutsamen Objekten. Die gut 25’000 Artefakte dokumentieren das Leben im Emmental von gestern bis heute. Die museumseigene Sammlung ist seit Ende 2022 in einem neuen – den heutigen Standards – entsprechenden Museumsdepot untergebracht. Langnau im Emmental ist einer der wichtigsten Töpfereistandorte im Kanton Bern. Ab ca. 1720 setzten die Werkstätten der Hafnerei Herrmann einen ersten Höhepunkt ländlicher Handwerkskultur für die Wirtschaftselite der Region und weit darüber hinaus. Ihnen folgten weitere bedeutende Keramiker und Keramikerinnen. Adolf Gerber (1879–1951) gilt als der Erneuerer der Langnauer Tradition farbenfroher dekorierter Irdenware, mit zeitgemäss angepassten Formen und Dekoren. Seine Tochter Erika Stucki und der Schwiegersohn, Jakob Stucki führten die Werkstatt bis 1982 weiter. Noch heute gibt es in Langnau und Umgebung einige Töpfereien, die Keramik im traditionellen Langnauer Stil herstellen. Andreas Heege und Andreas Kistler haben die Geschichte der Langnauer Hafner 2017 in ihrer Publikation ausführlich beschrieben. Sie befasst sich vor allem mit der Gefässkeramik. 2024 ist im Regionalmuseum Chüechlihus mit der Broschüre «Keramik aus Langnau. Zur Geschichte der bedeutendsten Landhafnerei im Kanton Bern von 1700-1830» mit Wissenswertem über die «Langnauer Keramik» im Regionalmuseum Chüechlihus eine Kurzfassung davon erschienen. Zum Bestand: Die Sammlung des Regionalmuseum Chüechlihus umfasst wichtige Stücke aus der Blütezeit der lokalen und regionalen Manufakturen vom frühen 18. bis ins späte 20. Jahrhundert. Im Sommer 2022 enthält das Inventar 814 Datensätze. Dabei handelt es sich um 705 Einträge für Irdenware, 38 für Fayencen, 27 für Steingut, 14 für Steinzeug, 10 für Porzellan und 20 für Gips (Model). Mit dieser Anzahl gehört die Sammlung im Regionalmuseum zu den grossen und kulturhistorisch bedeutsamen Sammlungen des Kantons Bern. - Bei den Irdenwaren dominieren aufgrund der örtlichen Sammlungsstrategie die Produkte aus Langnau mit 554 Datensätzen. Darunter befinden sich 238 Keramiken aus dem Zeitraum von ca. 1720 bis 1884 (Langnau Werkstatt 1 bis 6), die den Hafnermeistern der Familie Herrmann zugeschrieben werden können. - Aus der Hafnerei Röthlisberger in der Langnauer Oberstrasse 66, die von 1894 bis 1953 produzierte, stammen 40 Objekten im Museumsinventar, darunter verschiedene Gipsformen für Spielzeugtiere und Gerätschaften, die bei der Werkstattauflösung 1953 ins Regionalmuseum gelangten. - Paul Wyss, der bernische Kunstgewerbelehrer fertigte in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg für die Hafnerei Röthlisberger auch Entwürfe für Keramikdekore. Von ihm lässt sich auch eine Zusammenarbeit mit der Langnauer Keramikmalerin Frieda Lauterburg (1877-1943) belegen. Das Regionalmuseum besitzt mit 21 Keramiken heute den grössten Bestand an Lauterburg Keramiken in der Schweiz. - Von grosser Bedeutung war in Langnau die Hafnerei von Adolf Gerber (1879-1951). Dieser führte mit seiner Frau von 1911 bis 1948 einen Betrieb in Langnau an der Güterstrasse 3. Zusammen mit Paul Wyss und einigen anderen Personen gilt Adolf Gerber als Neubegründer der Langnauer Töpferei. In diesem Zusammenhang entstand in seiner Werkstatt das Muster «Alt-Langnau». Aus seiner Werkstatt besitzt das Regionalmuseum 75 Keramiken und zahlreiche Entwürfe und Skizzen aus dem Werkstattnachlass. - Adolf Gerbers späterer Schwiegersohn Jakob Stucki (1920-1982) trat 1945 in die Werkstatt ein und übernahm diese 1948 zusammen mit der Tochter von Adolf Gerber und seiner Frau Erika Stucki-Gerber. Von ihm besass das Regionalmuseum 2022 insgesamt 85 Keramiken und Figuren. Dank einiger grosszügigen Schenkungen der Nachfahren von Jakob Stucki hat sich dieser Bestand seither verdoppelt. Neben der Gefässkeramik finden sich in der Sammlung zusätzlich Ofenkeramik, Baukeramik, sowie wenig sonstige keramische Objekte als auch Archivalien in Bezug zu Herstellung und dem Verkauf der Keramikwerke. Mehr Details zum Sammlungsbestand und zur Provenienz finden sich auf der Website von CERAMICA: Link Digitalisierung: Dank der Unterstützung der CERAMICA-Stiftung Basel wurde im Sommer/Herbst 2022 die Gefässkeramik in der Keramiksammlung des Regionalmuseums Chüechlihus digitalisiert und für ein breites Publikum online zugänglich gemacht. Die publizierten Objekte finden sich hier und im Nationalen Keramikinventar der Schweiz (1500-1950) der CERAMICA-Stiftung Basel. Link Mehr Informationen zur Langnauer Keramik: - «Keramik aus Langnau – Die Geschichte der bedeutendsten Landhafnerei des Kantons Bern», Andreas Heege und Andreas Kistler, 2 Bände, Bern 2017. - «Keramik aus Langnau. Zur Geschichte der bedeutendsten Landhafnerei im Kanton Bern von 1700-1830. Wissenswertes in Bezug auf die Langnauer Keramik im Regionalmuseum Chüechlihus», Regionalmuseum Chüechlihus, Langnau 2024. [Bildlegenden] - Plakat Charakteristika der Langnauer Keramik.pdf: Übersicht über die Charakteristika der Langnauer Keramik ab 1700 (Regionalmuseum Chüechlihus) - Bild Buch: Ausführliches Übersichtswerk zur Langnauer Keramik. - Bild Broschüre: Die Broschüre enthält auf 70 Seiten kondensierte Informationen zur berühmten «Langnauer Keramik» mit viel Bildmaterial und einem Plakat zum Rausnehmen. - Keramik in Ausstellung.jpg: Mit den gezeigten Stücken ist dies die umfangreichste Keramikausstellung im Kanton Bern. - Keramik im Depot.jpg: Die nicht ausgestellten Objekte lagern im Museumsdepot.